Zwei Preisträger beim Wilhelm-Klauditz-Preis 2018
Braunschweig, 06. November 2018
Der mit 5.000 Euro dotierte Wilhelm-Klauditz-Preis wird in dreijährigem Turnus für herausragende wissenschaftliche oder anwendungsorientierte Arbeiten auf dem Gebiet der Holzforschung und des Umweltschutzes vergeben. In diesem Jahr wurde der in 1988 erstmals ausgelobte Preis zum zehnten Mal verliehen.
Im Anschluss an die Mitgliederversammlung des Internationalen Vereins für Technische Holzfragen e. V. – iVTH hielt Prof. Dr.-Ing. Bohumil Kasal vom Fraunhofer-Institut für Holzforschung die Laudationes. Aufgrund eines Bewertungsgleichstands kürte das Preiskomitee in diesem Jahr zwei Arbeiten, beide mit großem Bezug zum Umweltschutz, mit je 5.000 Euro. Die Forschungsarbeiten wurden von den Preisträgern in zwei interessanten Fachvorträgen vorgestellt.
Die Minderung der Staubemissionen bei der Holzbe- und Holzverarbeitung ist ein wichtiges Thema des Arbeits- und Umweltschutzes. Dieses Thema umfasst die erste ausgezeichnete Arbeit „TriboWood: Neues Verfahren zur Abscheidung von Holzfeinstaub auf Basis der triboelektrischen Aufladung“. Das Forschungsvorhaben wurde am Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe der Universität für Bodenkultur in Wien von den Herrn Dipl.-Ing. Roman Myna und Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Rupert Wimmer durchgeführt.
Ziel des Vorhabens TriboWood ist die Anwendung des triboelektrischen Aufladungsverhaltens von Holzpartikeln für eine neue Technologie der Holzfeinstaubreduktion in Abluftströmen. Für die Erforschung der triboelektrischen Effekte an Holzstaub wurde eine Versuchsanlage neu konzipiert und gebaut. In der Aufladekammer der Anlage wurden gitterförmig angeordnete Polymerstäbe als Stoß-Reibungspartner getestet. In getrennt-geführten Strömungskammern ließen sich Holzpartikel gegenpolig aufladen und bei Zusammenführung der Partikelströme kam es zu einer Partikelaggregation, welche die Effizienz der Staubabscheidung verbessert („Feinstaub zu Grobstaub“). Es wurden bereits mehrere Prototypen gebaut. TriboWood ist als Zusatzgerät, ohne weiteren elektrischen Energiebedarf, in bestehende Absauganlagen kleiner bzw. mittlerer Holzbearbeitungsbetriebe integrierbar. Hierdurch lässt sich die Holzfeinstaubbelastung am Arbeitsplatz verringern, was wiederum zu einem verbesserten Arbeitnehmer- und Umweltschutz beiträgt. Da Holzstaub-Grenzwerte zunehmend strenger werden, hilft dieses kostengünstige und neue Verfahren mit, die Konkurrenzfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) der Holzwirtschaft zu stärken.
Die andere prämierte Forschungsarbeit dreht sich um den „Einsatz holzfaserbasierter Ölbinder zur Ölhavariebekämpfung auf dem Meer“ und stellt somit ein wichtiges Thema des Umweltschutzes unter Einbindung von Holzfaserwerkstoffen dar. Federführend in dem Projekt ist das Institut für Naturstofftechnik an der Technischen Universität Dresden unter Leitung von Herrn Prof. Dr.-Ing. André Wagenführ. Maßgeblich an der Ausführung beteiligt waren Frau M. Sc. Javane Oktaee, Frau Nina Niese, Herr Dipl.-Ing. Holger Unbehaun und Herr Dipl.-Ing. Sören Tech.
Ölhavarien auf See werden oft von ungünstigen Wetterbedingungen begleitet oder treten in schwer zugänglichen Meeresgebieten auf, wodurch der Einsatz vorhandener Technik zur Ölbeseitigung oft nicht möglich ist oder erschwert wird. Im Rahmen des Verbundprojektes „BioBind“ sowie einem Folgeprojekt wurde ein System zur Bekämpfung der Ölhavarie entwickelt, das eine schnelle Ölbeseitigung auch bei ungünstigen Wetterbedingungen und in Flachwassergebieten ermöglicht.
Den Kern der Entwicklung bilden schwimmfähige holzfaserbasierte Ölbinder, die mit ölabbauenden Mikroorganismen ausgerüstet, per Flugzeug oder Schiff ausgebracht und mit Netzsperren oder im Brandungsbereich der Küste wieder aufgenommen werden können. Die Eignung der patentierten Ölbinder und des neuen BioBind Havariesystems wurde in Labor- und Mesokosmenexperimenten sowie bei mehreren Erprobungen auf der Ostsee nachgewiesen. In einem Folgeprojekt wurde die Herstellung der Ölbinder und deren Ausrüstung bis zur Industriereife entwickelt. Sie bilden den Kern eines Havariesystems, welches im Rahmen des von der EU geförderten Verbundprojektes SBOIL zusammen mit Partnern aus Ostseeanrainerstaaten im südbaltischen Gebiet etabliert wird. Ziel eines geplanten Folgeprojektes ist der Transfer der BioBind-Technologie in die Region des Persischen Golfes, die zu den bedeutendsten Ölfördergebieten der Erde zählt. So sollen die Biobinder auf Basis lokaler landwirtschaftlicher Reststoffe regional produziert und eingesetzt werden, um damit auch die Umwelt- und Lebensbedingungen in den betroffenen ländlichen Regionen nachhaltig zu verbessern.
Für weitere Informationen wenden Sie sich gern an den iVTH.
Quelle: https://ivth.org/de/presse-wkpreis2018