Holz als neuer Werkstoff - Anwendungen + Materialien
22. November 2018 in Regensburg
Unter dem Titel „Holz als neuer Werkstoff - Anwendungen und Materialien“ fand am 22. November 2018 das 3. Kooperationsforum mit Fachausstellung statt. Im Regensburger Salzstadel trafen sich etwa 120 Experten und Interessenten aus den verschiedensten Branchen, wobei Holz die „Schnittmenge“ darstellte. Die Themen der einzelnen Vorträge reichten von der „Holzanwendung im Automobilbereich“ über „Holzverbund mit anderen Materialien“ bis zu „Innovationen bei der Verwendung von Fasern und Cellulose“.
Holz habe ein großes Potential für viele Bereiche und sei als Werkstoff ein Allrounder, mit diesen Grußworten brachte Xaver Haas Sprecher der Cluster-Initiative Forst und Holz in Bayern das Motto der Tagung auf den Punkt. Prof. Dr. Klaus Richter von der TU München und Mitglied des Sachverständigenrat Bioökonomie in Bayern bekräftigte eingangs, dass sich die Forschung nicht auf dem Holzweg befinde und die Forschungsmittel gut angelegt seien.
Mit seinem Eröffnungsvortrag stellte Dr. Thomas Koy (Holzmanufaktur Liebich GmbH) die Erfolgsstory seiner „Schachterln-Fabrik“ im Bayerischen Wald vor. Er zeigte, wie aus einfachen Holzschachteln attraktive Holzverpackungsmaterialien mit Mehrwert entstehen, die in 37 Länder exportiert werden. Als Herkunftsnachweis erhält jedes Produkt die GPS-Daten der verwendeten Fichten, die nur dem Bayerischen Wald entstammen.
Der Themenblock Automotive betrachtete den Einsatz von Naturfasern in Verbundwerkstoffen und Formteilen sowie sich „selbst heilende“ PUR-Oberflächen. Dr. Ulrich Müller von der BOKU in Wien strebt an, Holz „berechenbar“ zu machen. Mit der Schaffung von Kennwerten soll die Attraktivität von Holz im industriellen Einsatz erhöht werden. Das vorgestellte Projekt WoodC.A.R. (Wood - Computer Aided Research) soll Wissen und Voraussetzungen für die Integration von Holz in das virtuelle Engineering und den industriellen Designprozess (z. B. Fahrzeugdesign) erreichen. Das Fazit des Referenten: „Der Holzweg müsse neu definiert werden.“
Holz ist als Werkstoff im Verbund noch längst nicht ausgereizt. Nach wie vor werden neue Verbundmaterialien entwickelt; deren Recyclingfähigkeit müsse man, laut Christoph Habermann vom Fraunhofer WKI, immer im Auge behalten. Mit branchenübergreifendem Denken solle der technische Mehrwert eines neuen Materials hervorgehoben werden und nicht nur das Design.
„Leicht können viele – stabil können wenige“ mit diesem Statement präsentierte Marcus Wehner von der Lightweight Solutions GmbH die Möglichkeiten moderner Hochleistungswerkstoffe. Hierbei spiele die Funktionsintegration eine große Rolle. Montagezeiten sind teuer, daher sei die Integration von Elektrokabeln bspw. in die Platten (mit Hohlstrukturen) höhenverstellbarer Tische von großem Vorteil.
Weiterhin wurden die Möglichkeiten und Anwendungen von mikrofibrillierter Zellulose, auch Nanocellulose genannt, aufgezeigt. Mit „Neues vom Lederstein“ stellte M. Sc. Matthias Langhansl (TU München Campus Straubing) die Forschungsarbeiten zu diesem Verbundmaterial auf Zellstoffbasis vor, das bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt ist. Aus Lederstein, auch als Cottonid oder Vulkanfiber bekannt, wurden in der Vergangenheit z. B. Koffer hergestellt. Das Forschungsprojekt zielt nun auf die Entwicklung eines Naturstoffs mit adaptivem Formveränderungsverhalten ab, der auch als Substitut für konventionelle Materialien eingesetzt werden kann.
Das Cluster Forst und Holz in Bayern organisierte die Veranstaltung; als Kooperationspartner beteiligten sich die Bayern Innovativ GmbH, die Holzforschung München, die Hochschule Rosenheim und der Internationale Verein für Technische Holzfragen. Unterstützt wurde die Tagung vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Energie und Technologie.
Quelle: https://ivth.org/de/presse_regensburg2018