Untersuchungen zur verbesserten baulichen Anwendbarkeit von brandgeschützten Spanplatten unter dekorativen Gesichtspunkten ( - Dekorative B1-Spanplatten - )

Dipl.-Ing. Paul Buchholzer
Fraunhofer-Institut für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut

Zusammenfassung

Brandgeschützte Spanplatten werden nur in vergleichsweise geringen Mengen verwendet. Die Produktionsmenge von B1-Spanplatten liegt derzeit bei etwa 50.000 m³ pro Jahr, d.h. bei etwa 2 Prozent aller Bauspanplatten. Neben mangelnden Kenntnissen bei Bauherren und Architekten sind fehlende Systemlösungen und unzulängliches Marketing Ursachen dieser Situation. Ein weiterer, wesentlicher Grund liegt im Anwendungsbereich. Hierzu zählt vorwiegend der Einsatz zur Innenauskleidung von Räumen öffentlicher Gebäude wie Sälen, Versammlungsstätten, Kinos, Theatern u.a.m.. In diesen Bereichen wird von den B1-Spanplatten neben funktionellen Eigenschaften auch ein dekoratives Design erwartet. Die selbst wenig dekorativen Spanplatten müssen, um diese Funktion zu erfüllen, beschichtet werden. Die Beschichtung kann durch Furniere, Folien, Laminate und Anstrichstoffe erfolgen. Die Beschichtungen sind in der Regel selbst brennbar. Hierdurch wird die bauaufsichtliche Zulassung des Verbundes aus Trägerspanplatte und der Beschichtung in Frage gestellt. Zwar ist im Einzelfall der prüftechnische Nachweis möglich, inwieweit die Beschichtung die Baustoffklassifizierung verändert, doch sind derartige Nachweise aufwändig und werden daher nur bei sehr großen Bauvorhaben angewendet.

Die uns vertrauten Baustoffklassen A1, A2, B1, B2 und B3 der DIN 4102-1 wird es in absehbarer Zeit nicht mehr geben. Sie werden durch in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ver-bindliche Euroklassen ersetzt, wobei die Brandschachtprüfung durch den Single Burning Item-Test (SBI) abgelöst wird (s. Bild).

Bild: Single Burning Item (SBI) - Prüfeinrichtung (Quelle: MPA NRW)

Durch systematische Untersuchung wurde zunächst der Einfluss üblicher dekorativer Beschichtungen auf das Brandverhalten von B1-Spanplatten ermittelt. Außer der Art und Dicke der Beschichtung wurde auch der Einfluss des Klebstoffes und des Versiegelungsmittels sowie der Einfluss von feuerhemmenden Furnierimprägnierungen auf das Brandverhalten geprüft. Diese Prüfungen erfolgten im Brandschacht nach DIN 4102 und ermöglichten eine grundlegende Beurteilung des Brandverhaltens der dekorativ beschichteten B1-Spanplatten. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wurden Systemlösungen erarbeitet, die eine dekorative Beschichtung ermöglichen, ohne dass das Brandverhalten hierdurch ungünstig beeinflusst wird. Ausgewählte Systemlösungen wurden anschließend auch nach dem europäischen SBI-Testverfahren geprüft. Die neue europäische SBI-Brandprüfung führt im Bereich der schwer- und normalentflammbaren Baustoffe zu deutlichen Differenzierungen, die es bisher nach DIN 4102-1 nicht gab. Die bisherige deutsche Baustoffklasse B1 (schwerentflammbar) wird zukünftig durch die europäischen Klassen B und C ersetzt, die Klasse B2 (normalentflammbar) durch D und E. Dies wird wahrscheinlich dazu führen, dass einige der bisher als schwerentflammbar klassifizierten Holzwerkstoffe in die Gruppe der normalentflammbaren abgleiten werden. Ohne Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf diesem Gebiet, wird es daher möglicherweise zu einem weiteren Verdrängungswettbewerb zu ungunsten der Holzwerkstoffe kommen.

Die Untersuchungen wurden vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) gefördert. Förderkennzeichen 12592 N

Der vollständige Bericht kann bestellt werden bei:
Internationaler Verein für Technische Holzfragen e. V.
Bienroder Weg 54 E
38108 Braunschweig

Zuletzt geändert am: 2015-11-30 10:42:56 UTC
Quelle: https://ivth.org/de/publikationen/aif-berichte/aif-12592-n

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